Versuchen
„Es soll sich regen, schaffend handeln
Erst sich gestalten, dann verwandeln;
Nur scheinbar stehts Momente still.
Das Ewige regt sich fort in allen:
Denn alles muß in Nichts zerfallen,
Wenn es im Sein beharren will.“
Johann Wolfgang von Goethe,
Eins und Alles
DE
In dem Gedicht „Eins und Alles“, von Johann Wolfgang von Goethe, wird die Thematik des Gestaltens, des kreativen Schaffens, der stetigen Veränderung und dem Bruch mit dem Stillstand behandelt. Der Gegenstand des Versuchens steht für mich in unabdingbarem Zusammenhang dazu.
Mit jedem Tag versuche ich mich immer wieder neu zu erfinden.
Das bedeutet, mich zu versuchen, selbst zu suchen, mich zu verändern und
auszuprobieren. Mich ständig neu zu ERFINDEN, zu reifen und mich weiterzuentwickeln.
Mein innerer Drang, mich zu verändern und zu versuchen, spiegelt sich in meiner
äußeren Erscheinung wieder. Bezogen auf mein Erscheinungsbild bedeutet das, dass
ich immer wieder versuche eine neue Gestalt anzunehmen. Mich im Hier und Jetzt zu
kreieren, zu finden und erfinden. Indem ich meine Kleidung, meine Frisur, meine Mimik
und Haltung immer wieder neu produziere und nach meinem inneren Plan konstruiere,
versuche ich mein Lebensgefühl nach außen zu kehren und auszustrahlen. Ich versuche
meinem Gegenüber zu zeigen wer ich bin, wie ich mich fühle, wie er mich wahrnehmen
und mit mir umgehen soll. Dabei trage ich ständig alles Neue und Alte mit und in mir.
Diese permanente Verbindung des Innenlebens mit der äußeren Erscheinung habe ich
in meiner Arbeit mit digital-manipulierten Fotos visualisiert.
EN
This German poem deals with design and creative action, the constant change in life and breaking away from stagnation. In my opinion, the topic of “trying”
is intrinsically connected to it. Versuchen means trying. Surching is a part of the word versuchen and in invent, erfinden, finding.
I try to create my self in a new way on a daily basis; that is, I try myself, I look for myself, I change, I try new things. I also try to improve myself, to grow and to
mature. My inner wish to grow and to try out myself is reflected in my outward appearance. I try to take different forms and I want to create myself in the
immediate present, to find and reinvent myself. By repeatedly generating new clothes and appearances in accordance with my inner plan – like my gestures or my posture -, I aim to display and portray my attitude towards life to the outside world. I try to show people who I am, how I‘m feeling and how I want them to see and treat me. During this process, I am constantly carrying both everything old and new within myself. It is precisely this permanent connection between my inner reality and my outward appearance that I visualized by working with digitally altered photographs.